Geschichte des Mantrailing
Mantrailing ist das Verfolgen menschlicher Spuren aufgrund von Individualgeruch. Der Vorteil besteht darin, dass man auch Spuren einer Person in sehr belebten Gebieten verfolgen kann, zum Beispiel in modernen Innenstädten. Der Hund ist in der Lage die Gerüche der Personen zu differenzieren und die nicht benötigten Gerüche auszublenden. So kann er den Geruch der gesuchten Person wie einen roten Faden verfolgen.
Es gibt verschiedene Theorien, was der Hund genau sucht, hier steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen. Am wahrscheinlichsten gilt folgende: Der Mensch verliert dauerhaft Hautschuppen, welche mit Bakterien besetzt sind. Diese Bakterien ernähren sich von den Schuppen und entwickeln, neben den normalen Ausscheidungen Gase, welche vermutlich den Individualgeruch des Menschen (aus Sicht des Hundes) darstellen. Gestützt wird diese Theorie durch die Erkenntnis, dass die Hunde die Spur nur innerhalb der Temperaturbereiche verfolgen können, in welchen die Bakterien arbeiten.
Genau wie auch der Mensch, würde der Hund, wenn er dauerhaft den gleichen Geruch in der Nase hat, geruchsblind. Man merkt das selber, wenn man zum Beispiel eine Parfümerie betritt. Im ersten Moment wird man von den intensiven Gerüchen regelrecht erschlagen, doch je länger man sich in der Parfümerie aufhält, umso weniger riecht man das noch. Da für den Hund die „Verhinderung“ dieser Geruchsblindheit lebensnotwendig ist, z. B. beim Verfolgen einer Wildspur, hat er eine Strategie entwickelt, wie er dies verhindern kann. Er verlässt zwischendurch immer mal wieder die Spur „um die Nase frei zu bekommen“. Wir sehen das als Pendeln des Hundes. Um wieder auf das Beispiel mit der Parfümerie zu kommen, wenn man das Gefühl hat, dass man nichts mehr riecht, einfach mal rausgehen, ein paar mal durch die Nase tief durchatmen, und man hat beim wieder reingehen den gleichen Effekt wie beim ersten Betreten.
Die ersten Erwähnungen von Mantrailing gibt es bereits in historischen Berichten über den „Wilden Westen“ der USA. Hier wurden die Hunde zur Suche entlaufener Sklaven eingesetzt. Zu der Zeit hatte das oft noch wenig mit der heutigen Form der Suche zu tun, denn die Hunde suchten zwar eigentlich immer aufgrund von Individualgeruch, liefen aber dabei meist frei, d. h. sie wurden nicht an einer Leine geführt. Oft wurden auch direkt mehrere Hunde als Meute auf die Spur der gesuchten Person angesetzt.
In der weiteren Geschichte wurde diese Form der individuellen Suche auch zur Straftätersuche eingesetzt. Sehr intensiv entwickelte sich das in den 1920er Jahren in den USA. In der Zeit der Prohibition wurden in den USA sehr viele Straftaten in diesem Bereich begangen und die Justizbehörden arbeiteten intensiv an Möglichkeiten der Aufklärung. Dabei machte man sich den immensen Geruchssinn der Hunde zunutze. Aus heutiger Sicht war dies eine sehr spannende Zeit, denn hier wurden bereits viele Grundzüge des heutigen Mantrailing entwickelt.
Von da an wurde das Mantrailing konsequent immer weiter entwickelt. Gerade in den USA ist es ein absolut gängiges Einsatzmittel, Polizei und FBI halten größere Gruppen perfekt ausgebildeter Teams dauerhaft vor und setzen diese regelmäßig ein. In den letzten 16 Jahren ist Mantrailing auch in Deutschland sehr populär geworden, sowohl im Hobbybereich, wo es seit 2013 sogar deutsche Meisterschaften gibt, als auch als Einsatzmittel. Gerade letzterer Bereich wird leider noch oft belächelt, und oft werden die Hunde auch erst relativ spät eingesetzt, da sich viele Hundeführer bezahlen lassen und die anfordernde Behörde eine Kosten/Nutzenkalkulation erstellt.
Ein weiterer Punkt, der sich negativ auf das Ansehen des Mantrailers als Einsatzmittel auswirkt, ist die immense Konkurrenz der einzelnen Hundeführer/Gruppen untereinander. Dies geht bis zum Mobbing. Dabei könnte man doch viel mehr bewirken, wenn man zusammenarbeitet und Erfahrungen austauscht, so wie es die Hundeführer in den USA seit ewigen Zeiten machen.